Kommunale Zwangslager für Sinti und Roma

In der zweiten Hälfte der Dreißigerjahre richteten viele deutsche Städte kommunale Zwangslager für „Zigeuner“ ein. Man geht davon aus, dass etwa die Hälfte der deutschen Sinti und Roma zumindest zeitweilig in einem dieser Lager inhaftiert war.

Die kommunalen Lager waren eingezäunt und wurden von der SS oder Polizei bewacht. Die Insassen waren Gewalt und Willkür ausgeliefert. Neben der Gettoisierung und der „rassischen“ Separierung der Minderheit dienten die Lager als Zwangsarbeiter­reservoir. Nach Kriegsbeginn fungierten sie als Sammelorte für die Deportationen ins besetzte Polen.

 

Das Lager Berlin-Marzahn

Am 16. Juli 1936, im Vorfeld der Olympischen Spiele, wurden etwa 600 Berliner Sinti und Roma verhaftet und nach Marzahn gebracht, wo sie unter katastrophalen Bedingungen leben mussten. Im September 1938 war Berlin-Marzahn mit etwa 850 Insassen das größte kommunale Lager für „Zigeuner“ im Deutschen Reich. Im Laufe des Jahres 1943 wurden die meisten der in Berlin-Marzahn inhaftierten Familien in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert.

01 | Berliner Lokal-Anzeiger vom 16. Juli 1936 Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma
01
icon
02 | Die Wachmannschaft des Lagers Berlin-Marzahn Bundesarchiv, Bild 146-1987-035-25A
02
icon
03 | Sinti-Kinder im Lager Berlin-Marzahn, aufgenommen von NS-Rassenbiologen Bundesarchiv, Bild 146-1987-035-20A
03
icon
04 | Luise Herzberg mit ihren Kindern in Berlin Anfang der Dreißigerjahre. 1936 wurde die Familie im Lager Marzahn inhaftiert. Zwei der Kinder, Otto (vorne links) und Therese (rechts) wurden von dort nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo Therese bald den unmenschlichen Lebensbedingungen erlag. Die beiden anderen Jungen kamen später im KZ Neuengamme um. Luise Herzberg wurde […]
04
icon
05.1 | Die abgebildeten Berliner Sinti-Kinder wurden von Marzahn nach Auschwitz-Birkenau deportiert und allesamt ermordet. Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma
05.1
icon
05.2 | Die abgebildeten Berliner Sinti-Kinder wurden von Marzahn nach Auschwitz-Birkenau deportiert und allesamt ermordet. Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma
05.2
icon
06.1 | Das Zwangslager für Sinti und Roma in Düsseldorf-Höherweg, ca. 1937/38 Bundesarchiv, Bild 146-1986-044-07
06.1
icon
06.2 | Das Zwangslager für Sinti und Roma in Düsseldorf-Höherweg, ca. 1937/38 Bundesarchiv, Bild 146-2006-0003
06.2
icon
06.3 | Schlagzeile: „Zigeuner“ werden kaserniert  Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf / Stadtarchiv Düsseldorf
06.3
icon