Kein Aufbruch nach 1989: Roma als Opfer gesellschaftlicher Ausgrenzung und rassistischer Gewalt                                    

Die meisten kommunistisch regierten Staaten praktizierten gegenüber der Roma-Minderheit eine rigorose Politik der Assimilation: vorrangiges Ziel war ihre Eingliederung in die sozialistische Gesellschaft und den staatlich regulierten Arbeitsprozess. Ein Minderheitenstatus mit besonderen Rechten für Roma, etwa zur Pflege der eigenen Sprache Romanes, hatte in dieser Ideologie keinen Platz. Zwar gab es Fortschritte in der Bildung oder in der Gesundheitsversorgung, doch repressive Maßnahmen wie zwangsweise Umsiedlungen von Roma und die Einrichtung von Wohnsilos an den Rändern der Großstädte schufen vielerorts ein Konfliktpotenzial, das das Zusammenleben von Minderheit und Mehrheitsgesellschaft bis heute belastet.

Für die Roma-Gemeinschaften hinter dem Eisernen Vorhang bedeutete das Epochenjahr 1989 trotz neuer politischer Freiräume keinen Aufbruch in eine bessere Zukunft. Im Gegenteil: Mit dem Zusammenbruch der sozialistischen Wirtschaft verloren die meisten Roma ihre Arbeitsplätze in den staatlichen Industrien. Eine drastische Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen war die Folge. Gesellschaftliche Ausgrenzung und Gettobildung verhindern in den Ländern des früheren „Ostblocks“ bis heute eine Gleichstellung weiter Teile der Roma-Minderheiten und berauben die Menschen ihrer Zukunftschancen.

In vielen Staaten Europas waren und sind Roma bevorzugte Zielscheiben von Übergriffen oder Hassverbrechen durch Rechtsradikale, die vor brutalen Morden nicht haltmachen. Rassistische Gewalt gegen Roma geht aber auch von staatlichen Institutionen wie der Polizei aus. Nur selten müssen die Täter mit konsequenter Strafverfolgung rechnen.

  01 | Nach einem Aufruf der rassistischen „Patriotischen Front“ marschieren Skinheads durch die tschechische Stadt Prerov, um gegen Roma zu demonstrieren (19. März 1994). ullstein bild – dpa, Bildnummer 00446442
01
icon
02 | Beisetzung des 13jährigen Rom Dusan Jovanovic am 21.Oktober 1997 in Belgrad. Der Junge war drei Tage zuvor von serbischen Skinheads zu Tode getreten worden. Mehr als 5.000 Menschen nahmen an dem Begräbnis teil und protestierten anschließend in einem Schweigemarsch durch die Belgrader Innenstadt gegen den Terror der rechtsradikalen Banden. Zu der Kundgebung hatten […]
02
icon
03 | Tschechische Roma demonstrieren am 10. November 1997 in der Prager Altstadt gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, nachdem ein sudanesischer Student von einem Skinhead erstochen worden war. ullstein bild – AP, Bildnummer 00376335
03
icon
04 | Tiberij Tyrpak wurde am 20. Januar 2005 in Uzhgorod (Westukraine) Opfer eines Polizeiübergriffs. European Roma Rights Centre, Budapest
04
icon
05.1 | Fünf Angehörige der Roma-Familie Fedorchenko, darunter drei Kinder, starben als Folge eines Brandanschlages in dem zentralukrainischen Dorf Malaya Kakhovka am 28. Oktober 2001. Der Anschlag wurde nach Angaben der überlebenden Angehörigen und weiterer Augenzeugen von einem Mitglied der lokalen Polizeikräfte und zwei Helfern begangen, die gewaltsam in das Haus eingedrungen waren und es […]
05.2
icon
05.2 | Vier der Todesopfer des Brandanschlags European Roma Rights Centre, Budapest
05.2
icon