Zu Beginn der 1990er Jahre lebten schätzungsweise 150.000 Roma (einschließlich der „Ashkali“ genannten albanischstämmigen Roma) im Kosovo, wo sie seit Jahrhunderten verwurzelt und gut integriert waren. Doch alsbald gerieten sie zwischen die Fronten eines sich nationalistisch zuspitzenden Konflikts zwischen Serben und Albanern. Der am 24. März 1999 beginnende NATO-Einsatz, an dem sich auch die Bundesrepublik beteiligte, sollte den Rückzug der serbischen Armee aus dem Kosovo erzwingen und „ethnische Säuberungen“ beenden. In der Folge vertrieben albanische Extremisten mit brutaler Gewalt über zwei Drittel der kosovarischen Roma-Bevölkerung, begleitet von Misshandlungen, Entführungen, Folter und Vergewaltigungen. Ein großer Teil der Häuser der Kosovo-Roma wurde nach Plünderungen zerstört. Die im Kosovo stationierten KFOR-Truppen, die Minderheiten schützen sollten, konnten die Verbrechen nicht verhindern.
Die meisten Vertriebenen leben in Lagern für Geflüchtete der Nachbarländer, andere suchten Schutz in Deutschland. Die im Kosovo verbliebenen Roma wohnen unter prekären Bedingungen in provisorischen Unterkünften, in ständiger Gefahr vor rassistischen Übergriffen. Die Lebenssituation vieler in Deutschland lebender Geflüchteter ist ungesichert und von Abschiebung bedroht, vor allem nachdem Bundestag und Bundesrat das Kosovo 2015 zum „sicheren Herkunftsland“ erklärt haben.
Mit Unterstützung der rot-grünen Bundesregierung besuchte der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, im Oktober 1999 die Stadt Prizren im Kosovo. Er führte dort Gespräche mit Vertretern der UN-Mission, der OSZE, der Führung der KFOR-Truppen sowie der Roma-Minderheit. Rose forderte eine gleichberechtigte Beteiligung der Roma beim Aufbau der Verwaltung des Landes. Außerdem appellierte er an die Bundesregierung, sich international stärker für die Roma im Kosovo einzusetzen. Geflüchtete sollten nicht mehr zwangsweise in das vom Bürgerkrieg zerrüttete Land zurückgeführt werden.